Die Gefahr durch den Borkenkäfer ist nach der extremen Dürre im Sommer 2018 rasant angestiegen. Buchdrucker und Kupferstecher stellen den Waldbesitzer vor gewaltige Herausforderungen. Wir haben über das Thema mit Forstwirtschaftsmeister Ralf Grießer der Forstverwaltung des Landratsamtes Ravensburg in Weißenau, gesprochen.

Wie sieht die aktuelle Schadens-Situation 2019 aus?

Ralf Grießer: „Teile Deutschlands waren auch in diesem Jahr massiv betroffen, tendenziell

Ralf Grießer findet
Einbohrlöcher des
Borkenkäfers und kontrolliert
mit dem Schäleisen die
Entwicklung unter der
Rinde. Das typische
Erkennungsmerkmal für die
Rindenbrüter ist der Auswurf
von braunem Bohrmehl.

in Richtung Norden zunehmend, aber auch im südbadischen Raum kam es stellenweise zu einer hohen Befallsdichte. Andere Gebiete haben aber auch Glück gehabt und sind weitgehend verschont geblieben. Ein allgemeiner Populations-Anstieg rührt noch aus dem sehr trockenen Sommer 2018 her. Die problematische Situation verschärfend kam darauffolgend Sturm- und Käferholz aus Tschechien und das Schneebruchholz des vergangenen Winters hinzu.“

 

Unter welchen Bedingungen gedeiht der Borkenkäfer?

Ralf Grießer: „Borkenkäfer warten wie jedes Jahr bei optimaler Witterung auf die Chance zur Massenvermehrung in der Fichte. Dies kann zwar nicht komplett verhindert werden, aber durch eine saubere Waldwirtschaft kann das Risiko reduziert werden. Häufig gibt es schon ab Anfang/Mitte Juli den ersten stehenden Befall. Dies kommt häufig daher, dass Winter und Frühjahr zu trocken und zu warm waren.“

Wie kommt es zu einer Massenvermehrung des Borkenkäfers?

Ralf Grießer: „Trocken und warm – das ist Borkenkäfer-Wetter. Da kann es explosionsartig zur Massenvermehrung kommen. Er befällt brutfähiges Material von der Holzernte im Winter, nicht abgefahrenes Holz und geschwächte und kranke Bäume und das vermehrte Aufkommen von Schadholz, beispielsweise Sturmholz.“ „Trocken und warm – das ist Borkenkäfer-Wetter. Da kann es explosionsartig zur Massenvermehrung kommen. Er befällt brutfähiges Material von der Holzernte im Winter, nicht abgefahrenes Holz und geschwächte und kranke Bäume und das vermehrte Aufkommen von Schadholz, beispielsweise Sturmholz.“

Wie gelangt der Borkenkäfer in den Waldbestand?

„Da Borkenkäfer in Waldbeständen immer vorhanden sind und bei der Suche nach bruttauglichem Material auch größere Strecken zurücklegen, besteht immer die Gefahr, dass Bestände vom Borkenkäfer befallen werden. Darum sollte man gefährdete Bestände ab der Schwärmzeit  regelmäßig absuchen und aufmerksam beobachten, um eine Massenvermehrung zu verhindern. Denn dann werden auch gesunde stehende Bäume befallen.“

Was kann man konkret dagegen tun?

Ralf Grießer:  „Wichtig ist, dass der Waldbesitzer rechtzeitig im Frühjahr bis in den Spätsommer seine Waldbestände auf einzelne angeschobene, gebrochene, geworfene und schlecht aussehende Bäume absucht und diese sofort aufarbeitet. Hat man den Befall mit Jungkäfern früh entdeckt, werden die befallenen Bäume sofort eingeschlagen und schnell abtransportiert. Sind Larven und Puppen noch im weißen Stadium, kann der Baum im Bestand entrindet werden, Puppen und Larven sterben dann ab. Ich empfehle laufende Kontrollen der gefährdeten Bestände und eine Überwachung mit Lockstofffallen.“

Welche Bestände sind besonders gefährdet?

Ralf Grießer: „Viele Fichtenbestände sind nicht standortgerecht begründet worden und der Klimawandel sowie Witterungsextreme unterstützen die Massenvermehrung des rindenbrütenden Buchdruckers. Das Waldinnenklima in einem aufgerissenem Wald ist deutlich wärmer als in einem geschlossen Waldbestand. Auch findet man in den Waldbeständen häufig untersonnte Bestandsränder und Waldwege. Das steigert die Stressanfälligkeit der Bäume und die geschwächten Bäume haben keine ausreichende Abwehrkraft mehr gegen den Angriff des Buchdruckers.“

Wie erkennt man einen Befall?

Ralf Grießer: „Sieht man vom Kronenansatz nach unten am Stamm Harzfluss oder Harztröpfchen, sind dies Abwehrversuche des Baums gegen den Buchdrucker. Erkennt man am Boden, auf Spinnweben, auf dem Bodenbewuchs oder in den Rindenschuppen braunes Bohrmehl, so ist der Baum befallen. Beobachtet man an der Rinde helle Flecken (Spiegel) oder sind abgeblätterte Rindenschuppen oder ganze Rindenstücke vom Baum auf den Boden gefallen, dann ist der Käfer in der Regel schon ausgeflogen. Hat sich die Krone rotbraun von unten nach oben verfärbt, liegen Nadeln auf dem Boden und auf dem Bodenbewuchs, ist der Baum befallen.“

Die Brutentwicklung von Buchdrucker und Kupferstecher
findet in der Rinde statt. Bei der Brutentwicklung wird die
wasser- und nährstoffführende Bastschicht zerstört.